Maexotic

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Nivea formen

Ich denke nicht englisch genug. Ich habe den ganzen Tag fast ausschliesslich mit englischen Texten zu tun und genau bei sowas versage ich dann kläglich und erkenne das Muster nicht. Wie mag es da erst anderen ergehen, z.B. solchen, die den ganzen Tag nichts mit Englisch zu tun haben oder die Sprache nur rudimentär beherrschen.

Für die erschließt sich dann - oder zumindest für mich - das "niveaformen.de" eher als "nivea formen.de" so gar nicht als "nivea for men.de".

Ich mein', das Web haben wir nun seit mehr als 15 Jahren und seit mehr als 10 Jahren ist es in aller Munde. Da möchte man nun glauben, dass auch der letzte Marketing-Hirni kapiert hat wie es funktioniert: man nimmt eine Marke und dazu eine Domain, z.B. "nivea.de", was glücklicherweise der total bekannten und verbreiteten Marke entspricht, und dann bewirbt man diese. Dieses Prinzip ist so alt, dass es ein Dutzend Bullshit-Bingo-Buzz-Words dafür gibt, von denen man annehmen sollte, dass auch der letzte Marketing-Hirni sie kennt.

Hat man nun ein neues Produkt, das man promoten (wääääh), nein featuren (noch mehr wääääh), ah! bewerben will, so sollte man einen Teufel tun und eine neue Domain dafür ausgraben, umso mehr, wenn es sich um eine so dämliche handelt wie in unserem Beispiel. NEIN! Man nimmt die gleiche und gestaltet das Portal so, dass einem das neue Produkt gleich ins Auge springt und leitet dann - wenn es schon sein muß - die Leute per Klick auf die Microsite (BINGO!). Gleichzeitig hat das den Nebeneffekt, dass die Leute mitkriegen, was es sonst noch so bei dieser Marke gibt.

So bindet man Kunden, so schafft man "brand identity", vermittelt "brand personality" und mit solchem "brand management" stäkt man den "brand value" (BINGO! zweite Karte voll). Und jeder, der mehr als 1 Sekunde drüber nachdenkt versteht das - möchte man meinen.

Verstehen ist aber das große Problem bei "niveaformen.de" und ganz offensichtlich auch bei der damit beauftragten Agentur. Vielleicht brauchen sie aber auch nur nochmal 10 oder 20 Jahre Internet, bis sie es kapiert haben.

Und nur damit wir uns nicht falsch verstehen ... diese Agentur ist nicht die einzige, die keinen Peil hat, auch wenn deren Augen für das Netz ziemlich blind zu sein scheinen.

Vorwärts in die Vergangenheit

Das Frauenhofer Institut Sichere Informationstechnologie (SIT) hat eine Studie zu Social Network Platformen veröffentlicht: "Privatsphärenschutz in Soziale-Netzwerke-Plattformen" (124 Seiten, 2.8 MB, PDF). Untersucht und bewertet werden MySpace, facebook, studiVZ, wer-kennt-wen und die lokalisten im Bereich Privatnutzer und im Bereich Geschäftsnutzer XING und LinkedIn.
In Abschnitt 8 "Ratgeber für Nutzer" gibt es generelle Empfehlungen für Social Networks, sowie Hinweise zu den untersuchten.

Ein Gedanke, der mir beim Lesen immer im Kopf umging, ist die Analogie zu Mailboxsystemen, die es früher gab, seien es nun kleinere, eher private oder große wie AOL oder CompuServe. Das waren auch geschlossene Systeme, in denen die Benutzer alle Daten teils anhand von Profilen hinterlegt haben, es gab Foren, Chats und eine (teils eingeschränkte) Mailfunktionalität.

Das Internet war von Geburt an anders. Es war dahingehend designed eine möglichst große Verteilung und Ausfallsicherheit zu ermöglichen. Dementsprechend waren auch die Daten verteilt. FTP-Mirrors und USENET News sind ein schönes Beispiel dafür. Um diese verteilten Daten besser zu konsolidieren hat Tim Berners-Lee HTTP und HTML erfunden. Damit wurde es möglich all diese Information leicht zu vernetzen. Vernetzen, nicht alles auf einen Haufen schmeissen. Letzteres ist aber genau das, was bei den Social Networks passiert. Es entstehen gekapselte Inseln im Internet, in denen viele Informationen nicht repliziert sondern dupliziert werden. Da nicht jeder in jedem Social Network Mitglied ist, muß man seine Informationen mehrfach duplizieren, um alle seine Kontake zu "befriedigen". Dies wirft nicht nur Datenschutz und Sicherheitsprobleme auf, sondern führt auch dazu, dass die Daten immer schlechter zu warten werden. Neue Telefonnummer? Mal eben durch 20 Social Networks turnen - Logindaten hoffentlich nicht vergessen - und Daten auf den neuesten Stand bringen.

Irgendwie erinnert mich das an die alten Tage vor dem Internet/Web, als man wenig Chancen hatte mit jemanden in Kontakt zu treten, der in einer anderen Mailbox abhing.