Bei manchen Sachen kann ich einfach nur den Kopf schütteln.
Sohnemann räumt das Zimmer nicht so auf, wie die Mama das gerne hätte, deshalb wird die Privatsphäre mal eben komplett außer Kraft gesetzt und es werden Bilder vom Zimmer gemacht und im Internet veröffentlicht. Das findet die Mama dann offensichtlich auch noch lustig und zwitschert es mit dem Tag #twitpicpranger.
Na, das hat ja dann super funktioniert mit der Vermittlung von sozialer Kompetenz und von Werten, wie dem Respekt vor der Privatsphäre. Vielleicht sehen wir demnächst dann Bilder, die der Sohn von der Mama macht
- so sieht meine Mama aus, wenn sie mal keinen Bock hat sich aufzustylen
- das ist die Unterwäsche-Schublade meiner Mama:
- die nuttigen roten Teile zieht sie immer an, wenn sie Papa scharf machen will
- ansonsten hat sie eher den abgetragenen Look drauf, so wie diese Teile hier
- ... [ denkt euch selber was peinliches aus ... sollte nicht zu schwer sein ]
Die Privatsphäre - und dazu gehört meiner Meinung nach zumindest alles, was in einer Familie im Haus vor sich geht - hat in der Öffentlichkeit nichts, aber auch gar nichts verloren, es sei denn alle Beteiligten sind einverstanden. Diesen Bereich und das dort herrschende gegenseitige Vertrauen zu zerstören ist ein konsequenter und weitreichender Einschnitt für alle in diesem Haushalt lebenden Personen, denn damit ist ein ganz wichtiger Bereich verloren gegangen: der Einzige, der nicht öffentlich ist und in dem man sich auch einmal "fallen" lassen und sich ausleben kann.
Statt sich aber kritisch mit derartigem Vorgehen auseinanderzusetzen, finden das sogar Pfarrer toll und es wird damit geprotzt es erfunden zu haben.
Nicht jeder Scheiß, den man im Internet bringt, führt dazu, dass man "cool" ist. Ganz im Gegenteil.
Konsequent "Nachwux" zu schreiben ist übrigens auch nicht kewl, sondern ziemlich gaaaaay und peinlich obendrein.
Comments
Wir veröffentlichen ja auch den "Finnspeak" und Bilder von unserem Sohn auf der Olsenban.de und haben ihn nicht vorher gefragt, ob er damit einverstanden ist.
Im ersten Moment war ich absolut schockiert darüber, dass eine Mutter als Bestrafung solche Bilder veröffentlicht, aber auch wenn unsere Intention eine völlig andere ist, frage ich mich jetzt doch ob wir mit unseren Beiträgen über Finn besser sind als die von dir angeführten Damen.
Hmmm....
Selbst wenn Finn in 15 oder 20 Jahren die Bilder sieht und die Sprüche liest, denke ich nicht, dass ihm das peinlich ist (eher im Gegenteil, zeigen die Sprüche doch teilweise, dass er ein "Cleverle" ist).
Ein recht gesundes Maß für eine derartige Bewertung denke ich ist, dass man sich fragt, ob man selbst wollte, dass das jeweils über einen selbst veröffentlicht wird.
Wobei mir natürlich klar ist, dass eine Voraussetzung zu dieser Bewertung ein vorhandenes, funktionierendes Wertesystem ist.
Mir wäre es nicht heute nicht peinlich, aber ich habe keine Ahnung ob es mir das als Jugendliche gewesen wäre.
Für mich ist nach deinem Beitrag klar, dass ich meinem knapp 6 Jahre alten Sohn erklären werde, was wir da machen, was es für Auswirkungen hat und ihn vor einer Veröffentlichung fragen, ob es ok für ihn ist. Das trägt zum Teil vielleicht auch zur eigenen Gewissensberuhigung bei, aber ich glaube, dass er es versteht und seine Meinung dazu entsprechend äussern kann.
Ich bin dir also dankbar für deinen Denkanstoss!