Vor solchen, oder solch ähnlichen Meldungen scheint die MVG eine riesige Angst zu haben.
Steff hat heute auf der Wiesn im Einzugsbereich des U-Bahnhofs Theresienwiese fotografiert. Dies veranlasste einen Mitarbeiter der U-Bahnwache - ausgesprochen freundlich, wirklich! - sie zu bitten, das letzte Foto zu löschen, mit Hinweis auf Persönlichkeitsrechte. Da er nicht wirklich wissen konnte was sie fotografiert hatte, sowieso nicht auf dem Foto zu sehen war und auch sein Kollege nur von hinten und das Hauptmotiv der reflektierende Schriftzug "U-Bahnwache" (Beispiel via flickr) war, ist das natürlich erstmal kompletter Blödsinn. Steff hat das Foto um keinen Stress zu verursachen sofort gelöscht und ihm die Kamera zur Beurteilung hingehalten, was ihn natürlich total überfordert hat (wen nicht).
Die ganze Aktion ist umso sinnloser, als man ohne Probleme das gelöschte Foto jederzeit restaurieren kann. So etwas habe ich dutzende Male gemacht.
Meiner Feststellung, dass er sich wohl nicht mit mir über Persönlichkeitsrechte in Bezug auf Videoaufzeichnungen und Speicherzeiten von Überwachungskameras in Bahnhöfen und U- und S-Bahnzügen unterhalten will, hat er zugestimmt, also haben wir das gelassen.
Nachdem er noch etwas von Beförderungsbestimmungen und Hausrecht gesagt hat, habe ich ihn dann ebenso freundlich daraufhingewiesen, dass wir uns auf öffentlichem Grund befinden, die MVG gar kein Hausrecht hat und selbst wenn, öffentliche Verkehrsmittel ja die Öffentlichkeit beinhalten, wenn wir also niemanden belästigen oder den Betrieb stören es keinerlei Grund gäbe das (private) Foto zu unterbinden.
Da musste dann ein anderer Kollege anrücken, der uns nochmal auf die Beförderungsbedingungen verwies, die angeblich überall aushängen, und diese würden Fotografieren verbieten. Wir könnten uns aber - z.B. per Internet - an die Pressestelle wenden und offizielle Pressefotos erhalten. Dann hat er auch etwas von Persönlichkeitsrechten gebrummelt. Ich habe daraufhin gefragt, wie er auf die Idee kommt, ein öffentliches Gebäude hätte Persönlichkeitsrechte, was ihn veranlasste das Thema zu wechseln zu: "Im übrigen ist das ein Sicherheitsrisiko, gerade seit damals". Auf die Frage, was er denn mit "damals" meine, antwortete er "Ich sag jetzt nicht Türme". Ich konnte mir dann ein "Das ist nicht Ihr Ernst, oder?" nicht verkneifen, was er mit einem "Das sehen Sie vielleicht anders, für mich hat das einen hohen Sicherheitswert" beantwortete. Auch bei der Frage nach dem Hausrecht konnten wir uns nicht wirklich einigen, denn er konnte keine klaren Angaben darüber machen, wo denn nun der Grenzverlauf ist. Seiner Meinung nach ist dieser auf Höhe der Entwerter - tja, also hätten wir nur einen Meter zurück gehen müssen.
Liebe MVG,
- es wäre echt Klasse, wenn ihr akzeptieren würdet, dass niemand, der einen IQ überhalb dem eines Laubfrosches hat, diesen ausgemachten Vollblödsinn von wegen Terrorbedrohung glaubt, auch nicht wenn ihn unser Noch-Innenminister Schäuble permanent anpreist.
- wieso sollte ein Terrorist so dämlich sein und mit einem Jumbo auf den Eingang eines U-Bahnhofs zielen, wenn er mit ein paar Bierzelten als Ziel ein ungleich größeres Massaker anrichten kann oder wenn es auch eine Bombe in einem Mülleimer tut.
- Terroristen machen Fotos von möglichen Zielen ganz offen, mit einem großen und gut sichtbaren Fotoapparat, nachts, wenn es dunkel ist, während der Wiesn, inmitten von 700 Polizisten und zu einer Zeit, zu der im Eingang des U-Bahnhofs an die 10 MVG-Bahnwachen, links und rechts an die 20 Leute diverser Wiesnzelt-Security-Firmen und im Rücken eine Gruppe Beamter einer Einsatzhundertschaft der Polizei stehen. Schon klar.
- ihr scheint zu glauben, dass ein Foto des Eingangs eines U-Bahnhofs für die Vorbereitung eines Terroranschlages hilfreich ist. Vor allem, wenn man - wie wir - über eine Profifotoausrüstung verfügt (ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht, vor unterdrücktem Lachen). Wenn das wirklich euer voller Ernst ist, dann solltet ihr die Leute, die bei euch für Sicherheit zuständig sind, schleunigst rauswerfen und durch Leute ersetzen, die etwas von Sicherheit verstehen und nicht mehr an den bösen Märchenwolf glauben. Vielleicht würden die neuen Leute dann ja auch dafür sorgen, dass Notrufsäulen funktionieren und nicht 5 Jahre lang als funktionsunfähige Attrappe rumstehen und deswegen unschuldige Menschen mit Zivilcourage totgeprügelt werden können, ohne dass Hilfe kommt.
Berichtigung: Danke an Flo für den Hinweis in den Kommentaren. Für die fraglichen Nicht-Notrufsäulen ist nicht die MVG zuständig, sondern die Deutsche Bahn (DB) oder die Bayerische Oberlandbahn (BOB), die sich uneinig sind wer denn nun [merkur-online][Abendzeitung][MVV-Blog]. Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) kümmert sich darum. - oh, und wir haben den ganzen Nordausgang des U-Bahnhofs "Josephsplatz" abgesucht, da sind keine Beförderungsbedingungen zu finden, nur Tarifinformationen. Was es gibt ist eine Hausordnung, aber da steht nichts darüber, dass man nicht fotografieren darf.
Auch im Internet habe ich nichts gefunden (auch nicht mit deren Suche), außer dem Hinweis, dass man für kommerzielle Aufnahmen eine Erlaubnis braucht. Private Schnappschüße lägen im "Ermessen unseres Betriebspersonals". Nett, dass ihr das gerne so hättet, aber auch hier liegen zwischen "gerne haben" und "rechtlich bindend" erst einmal Welten. - bezüglich des Hausrechts ist es wohl essentiell, dass auf einer öffentlichen Fläche jederzeit erkennbar ist, wo sie endet und wo die MVG glaubt, ab diesem Punkt ein Hausrecht zu haben. Diese klare Kennzeichnung existiert nicht. Ich fordere die MVG hiermit auf dies sobald als möglich klar zu kennzeichnen, da ich vermeiden möchte in Zukunft ungewollt das (fiktive?) Hoheitsgebiet der MVG zu betreten.
Nachdem ich aber heute von MVG-Mitarbeitern gelernt habe, dass die Einrichtungen der MVG total unsicher sind und schon durch einen Fotoapparat in höchstem Maße gefährdet werden können, werde ich die MVG auch weiterhin meiden, wo es nur irgendwie geht.
Natürlich ist mir klar, dass die Mitarbeiter der U-Bahnwache nichts für den ausgemachten Schwachsinn können, den sich andere Leute ausdenken. Deshalb möchte ich ausdrücklich erwähnen, dass die Mitarbeiter des MVG niemals unfreundlich oder gar aggressiv aufgetreten sind und das Gespräch völlig entspannt abgelaufen ist.
Auch den vielen Menschen der MVG, die (seit Jahren) den ganzen Tag die an- und abfahrenden (betrunkenen) Passagiere freundlich und teilweise auch unterhaltend, aber dennoch bestimmt und auf Sicherheit bedacht, aus und in die U-Bahnzüge dirigieren und befördern, möchte ich meinen Dank und meine Hochachtung ausprechen. Sie vermittlen ein sehr freundliches und positives Image für unsere Stadt München.
Comments
Die MVG ist der Teil des MVV der für U-Bahn, Bus und Tram verantwortlich ist.
Die S-Bahn München GmbH (Tochter der DB) ist der Teil des MVV der für die S-Bahn verantwortlich ist.
Die nicht funktionierenden Notrufsäulen sind auf Hickhack zwischen der S-Bahn, also DB und der BOB (Bayrische Oberlandbahn) zurückzuführen. Auf wessen Mist der Hickhack um die Notrufsäulen gewachsen ist will ich nicht beurteilen, aber ich denke wir haben hier alle so unsere Vermutungen.
So oder so, hat die MVG also nichts mit den nicht funktionierenden Notrufsäulen zu tun, ausser dass sie Teil des MVV ist.