Mehrheit der Deutschen will Gesundheitskarte

It's a maexotic world ...


cohu schreibt in einem herrlichen Artikel mit dem Titel "Nee" über Journalisten, die Statistik nicht verstehen.Dieses Unvermögen findet sich quer durch die Bevölkerung, und sogar Professoren sind offensichtlich davon nicht ausgenommen.

Laut der Presseinformation des BITKOM "Mehrheit der Deutschen will Gesundheitskarte" behauptet deren Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer:


"Die Menschen wollen umfassende Funktionen auf der elektronischen Gesundheitskarte“
Wie er darauf kommt? Ganz einfach, der BITKOM hat eine Studie in Auftrag gegeben und die kam zu dem Ergebnis:
Drei Viertel der Bürger (74,7 Prozent) wünschen sich eine zentrale Speicherung von medizinischen Daten an einem sicheren Ort.

So, wo steht jetzt in der Studie, dass die Bürger die Gesundheitskarte wollen? Wo steht, dass die Bürger wollen, dass alle Daten aller Bürger an einem Ort gespeichert werden? Wo steht, dass die Bürger wollen, dass sie keine Kontrolle darüber haben?

Ich hätte auch gerne eine zentrale Speicherung meiner medizinischen Daten an einem sicheren Ort, nämlich in einem Ordner in meiner Wohnung.

Die Gesundheitskarte hat noch in keinster Weise gezeigt, geschweige denn nachgewiesen, dass die Daten sicher sind. Wohl eher im Gegenteil. Ein weiterer Versuch von Politikern, Versicherungen und der Industrie den gläsernen Bürger zu schaffen und das mit technischen Mitteln, die dem Mißbrauch Tür und Tor öffnen.




Comments

    • Posted bycohu
    • on
    Lustigerweise ist es ja so: Selbst wenn die Umfrage direkt den Sachverhalt der Gesundheitskarte abgefragt hätte, wäre sie für die gestellte politische Frage irrelevant.
    Denn: Was haben diese ominösen 74,4 % mit *mir* zu tun? Wenn diese 74,4 % eine zentrale Speicherung ihrer persönlichen Gesundheitsdaten wollen, können sie das privat ja veranlassen, beispielsweise bei "HealthVault".
    Aber warum in aller Welt sollte man deshalb *mich* dazu zwingen, meine Daten für soetwas zur Verfügung zu stellen? Und diese Frage träfe ja (laut der Studie) für mehr als ein Viertel der Leute zu, die kein Interesse an einer solchen Speicherung haben! Selbst, wenn man individuell die Teilnahme an der Speicherung verweigern könnte: warum sollte ich so eine Speicherung für andere Leute via Steuern bezahlen? Das können sie doch schlicht privat organisieren, wenn sie es denn wollen. Dienstleister würden sich sicherlich finden. Wo liegt das Problem?

    Dass eine Mehrheitsmeinung auf dem Niveau individueller Eingriffe erstmal *überhaupt nichts* rechtfertigt, muss man aber anscheinend nichtmal als hochdekorierter Emeritus durchschauen...
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