Kinderpornographie-Internetsperren

It's a maexotic world ...


Seit Wochen versucht unsere Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen Internetsperren zu etablieren, die dem heheren Ziel dienen sollen Kinderpornographie einzudämmen. Jetzt erhält sie Hilfe von der CDU-Bundestagsabgeordneten Ilse Falk, die gar nicht verstehen kann, wie man sich wegen ein paar Sperren so aufregen kann. Was anderswo funktioniert sollte doch auch in Deutschland funktionieren.

Zeitunglesen bildet. Aber wenn man Zeitungen liest, liest man auch jede Menge unangenehme Sachen (und als Politiker auch über einen selbst), also liest man als Politiker keine Zeitungen. Anders ist es nicht zu erklären, wie naiv diese Leute sind und dass sie nicht realisieren, dass es eben nicht funktioniert. Kein Kinderporno-Junkie wird sich von ein bisserl Internetsperren aufhalten lassen. Und wie sehr Verbote nützen sieht man ja daran, wieviele Leute z.B. in Deutschland immer wieder in Kinderporno-Fälle verwickelt sind. Zudem gibt es jede Menge technischer Gründe, die solche Sperren ad absurdum führen. Dazu müsste man sich aber eben etwas mit der Technik vertraut machen, über die man herzieht und die man beherrschen will. Aber zu allererst sollten diese Listen dann nicht von blindem, verblödetem Aktionismus getragen werden, wie das in allen Ländern, in denen es "funktioniert" immer wieder der Fall ist und war.

Was den missbrauchten Kindern wirklich helfen würde wäre, wenn man das Übel an der Wurzel packt, nämlich in den Ländern, in denen die Server stehen. Dann müsste man nicht sperren, sondern könnte die Server einfach abschalten und einsacken und die Betreiber gleich dazu.

Das Problem dabei ist nur, dass es immer noch Länder auf dieser Erde gibt, bei denen es soetwas wie Kinderpornographie von der Begrifflichkeit her nicht gibt und darum ist es auch nicht strafbar (lt. einer Untersuchung des Internationalen Zentrums für vermisste und ausgebeutete Kinder (ICMEC) sind das 50% der Länder dieser Erde Child Pornography: Model Legislation & Global Review. Oder es gibt Länder (Norwegen, Schweden) in denen Kinderpornographie über die körperliche Entwicklung definiert ist, so dass sexuelle Handlungen mit einer frühentwickelten 14jährigen straffrei sind, dagegen mit einer unterentwickelten 21jährigen verboten sind (Stand ca. Jahr 2000). Selbst innerhalb der EU gibt es keine einheitlichen Definitionen zur Kinderpornographie und die Altersgrenzen laufen sehr weit auseinander; 12 - 16 Jahre, was in diesem Alter einen erheblichen Unterschied macht. Nur in insgesamt knapp über 20 Ländern weltweit gibt es weitgehende Gesetze gegen Kinderpornographie.

Genau hier zeigt sich ein weiterer Knackpunkt für den Erfolg dieser Sperren. Erklärtes Ziel ist ja angeblich die Quellen auszutrocknen und der kommerziellen Kinderpornographie den Kampf anzusagen. Wie naiv muß man sein um zu glauben, dass es auf diese Weise funktionieren wird. Kommerzielle Anbieter von Kinderpornographie schreckt man nicht dadurch, dass man ein paar IP-Adressen oder URLs sperrt. Die sind schnell gewechselt und die interne Kommunikation in solchen Kreisen funktioniert für gewöhnlich hinreichend gut, gerade wenn damit auch noch ein Geschäft zu machen ist. Abgesehen von den Umgehungsmöglichkeiten per Proxy-Server oder Anonymisierungsdienste sind solche Sperren also noch nicht einmal für den direkten Zugriff effektiv.

Und weil man das bei unseren naiven und pseudo-ideologistischen Scheuklappen-Polit-Aktionisten immer hinzufügen muß: alle die, die sich auskennen, sind nicht für Kinderpornographie, nur weil sie gegen die Sperren sind. Wir sind gegen die Sperren weil sie wirkungslos sind und weil sie unseren Überwachungswahn-Politikern ein weiteres Instrumentarium an die Hand geben, welches diese mit Sicherheit mißbrauchen werden.

Irgendwie kommt die gesamte Welt, primär aber Industrie, Politik, Legislative, mit der Globalisierung nicht zurecht. Das war schon früher so und ist in Zeiten des Internet, des dichten Flug-/Reisenetzes und des starken Wirtschaftsaustausches noch schlimmer und evidenter als jemals zuvor. Es gibt auf dieser Welt nun mal eine Vielzahl von Kulturen, die nicht zuletzt auch eine Vielzahl moralischer Unterschiede haben. In einer "modernen" westlichen Zivilisation werden Kinder langsamer, nämlich erst mit 18 Jahren "erwachsen". Wir können uns soetwas "leisten", weil wir im Durchschnitt länger leben. Dementsprechend überbehütet und "unterentwickelt" sind auch unsere Kinder. In anderen Kulturen, in denen die durchschnittliche Lebenserwartung vielleicht bei 35 oder 40 Jahren liegt, wäre das eine existentielle Gefährung, also werden Kinder "erwachsen" sobald die Geschlechtsreife einsetzt. Das bedeutet aber nicht, dass wir besser oder diese Kulturen zu verdammen sind. Es bedeutet nur, dass diese Kulturen anders sind. Und vielleicht bringen sie aufgrund ihrer anderen Gesellschaftsstruktur nicht so viele psychisch kranke Individuen hervor. Und vielleicht ist unsere Gesellschaft deshalb gar keine so erstrebenswerte.




Comments

  1. Volle Zustimmung.
    Wie immer gilt: Vielleicht mal jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt. Kompetente Berater für Politiker wären ein Anfang.
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