Intelligentes Parkraum Mis-Management

It's a maexotic world ...


Parkraummanagement
Seit Anfang Dezember 2007 leben wir in einem gemanagten Parkraum. Zeit für ein kurzes Resümee.

Was toll ist:

  • wir müssen 30 Euro Bearbeitungsgebühr pro Jahr für einen Ausweis zahlen, damit wir da parken dürfen, wo wir wohnen und wofür wir sowieso schon Steuern und Mietnebenkosten zahlen
  • Besucher zahlen jetzt dafür, dass sie uns besuchen und die Straße "kaputtmachen", statt dass sie für das fast gleiche Geld auf den Park&Ride Parkplätzen parken und dann nochmal Geld ausgeben, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und mit 3mal Umsteigen zu uns zu kommen, was manchen Menschen, vor allem wen sie älter sind, nicht mehr so leicht fällt. Noch besser ist es, wenn sie nicht nur für wenige Stunden, sondern vielleicht einmal für 3-5 Tage bleiben wollen und 2 Erwachsene und ein Baby sind.
  • die netten Mitarbeiter der Ausgabestelle sind so fit und konzentriert bei der Arbeit, dass sie es schaffen, dass
    Autokennzeichen Fahrzeugschein != Autokennzeichen Parkausweis != Autokennzeichen Datenbank
  • untertags (ca. 10 - 18 Uhr) gibt es jetzt noch mehr freie Parkplätze als vorher, da die Schüler der Berufsschule nun keine Parkplätze mehr belegen, weil es einfach zu teuer ist
  • sonntags und zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens muß man für einige Parkplätze nichts bezahlen
  • die Stadt München hat eine Unsumme dafür ausgegeben, dass überall ganz viele neue Schilder aufgestellt (manchmal dürfte es schon schwierig werden noch ein freies Plätzchen für ein Schild zu finden), Parkautomaten gekauft, Anschlüsse gelegt, Löcher gegraben wurden
  • es wurden neue Parkplätze geschaffen. Entlang einiger Straßen war bisher untertags (verkehrsbedingt(!)) eingeschränktes Halteverbot. Das war auch wichtig für die Stadt um Geld zu verdienen, indem man denen Strafzettel anhängt, die dennoch da parken. Diese Halteverbote sind jetzt nicht mehr nötig, denn jetzt gibt es ja den Parklizenzbereich und die Leute müssen zahlen wenn sie da stehen und wenn nicht, kann man immer noch einen Strafzettel ausstellen. Erhöhtes Einkommen für die Stadt und das mit dem "verkehrsbedingt" hat doch eh keiner geglaubt.

Was - hmmmm - nicht so toll ist:

  • unser Parkgebiet ist recht schmal und dafür ziemlich lang und wir wohnen in einer Ecke
  • damit fallen 3/4 des Gebietes, in dem wir früher nach Parkplätzen gesucht haben (und auch welche gefunden haben) weg. Wir reden hier von einem Umkreis von ca. 500m und der Parklizenzraum ist gerade einmal so breit.
  • ganz offensichtlich hat die Stadt München vorher keine Erhebung darüber gemacht, wie viele Parkplätze in diesem Bereich überhaupt zur Verfügung stehen. Und ganz offensichtlich gibt es auch keine Begrenzung der ausgegebenen Parklizenzen, da nicht ausreichend Parkplätze für Lizenzinhaber zur Verfügung stehen. In diesem Fall müsste man ja nicht unbedingt noch Lizenzen für Anhänger ausgeben.
  • fallen wie jetzt - die Stadt hat für Bauarbeiten großzügig für mittlerweile 6 Wochen die Erlaubnis erteilt - an die 100 Parkplätze weg (zusätzlich zu Hausrenovierungen, Baumschneidearbeiten, Umzügen und Tagesbaustellen), dann wird es nicht für einen bestimmten Bereich etwas schwerer Parkplätze zu finden, dann wird es für diesen Bereich unmöglich Parkplätze zu finden, denn ausweichen kann man nicht mehr ohne etwa im Parklizenzbereich nebenan (nicht einmal 50m weiter) fett Kohle abzudrücken, vor allem wenn man das Auto 2 Tage stehen lassen will, weil man eben nicht jedesmal für 5 Schritte mit dem Auto fährt ...
  • veranstaltet die Stadt (oder erteilt die Genehmigung dazu) eine Großveranstaltung z.B. am Königsplatz, so fallen in unserem Bereich sehr viele Parkplätze weg. Für die Besucher sind dann die paar Euro kein Hinderungsgrund - wenn sie überhaupt bezahlen. Für die Anwohner ist es der totale Horror.

Eigentlich wäre es doch nicht so schwer:

  • statt disjunkter Parklizenzbereiche macht man überlappende. Damit erreicht man, dass die Nicht-Anwohner trotzdem zahlen müssen, trägt aber der erweiterten Parkraumsuche der Anwohner Rechnung und schafft einen Ausgleich für Randbewohner, weil es solche nicht mehr wirklich gibt. Gleichzeitig gestaltet man den Parkraum insgesamt flexibler.
  • statt einfach blind jegliche temporäre Parkraumvernichtung zu genehmigen, könnte man versuchen ein oberes Limit nicht zu überschreiten. Mir ist durchaus bewusst, dass es für das Bauunternehmen billiger ist, wenn sie nur für einen Tag einen Bagger mieten, damit 1 km Parkplätze aufgraben, und dann nach 6 Wochen Arbeit an 2 Tagen wieder alles mehr oder weniger gleichzeitig mit Teer bedecken. Was dies die Anwohner an Zeit, Benzin und Nerven kostet, um dann vielleicht doch noch einen Strafzettel zu riskieren oder Parkgeld zu bezahlen scheint niemanden zu interessieren.

Auf Dauer wäre es sicher wünschenswert, wenn die Stadt einige Projekte entsprechend prioritieren würde. Viele der Anwohner, mit denen ich gesprochen habe, wären durchaus bereit einen angemessenen Monatsbetrag für einen eigenen (Tief-)garagenstellplatz zu bezahlen und es ist ja nicht so, dass es nicht ausreichend Möglichkeiten in diesem Bezirk geben würde eine Tiefgarage zu schaffen. In der jetzigen Form grenzt das "Parkraummanagement" jedoch schon fast an Abzocke und ganz sicher verdient es nicht das Adjektiv "intelligent".

Aber dafür müsste man halt einen Plan haben - einen der mehr als 5 Minuten in die Zukunft reicht.




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